Kiemenerkrankung durch Amöben

Seit einigen Jahren werden, insbesondere bei Regenbogenforellen, immer wieder hochgradige Kiemenschwellungen mit massivem Amöbenbefall beobachtet. Die Bezeichnung für diese Erkrankung ist bisher nicht ganz einheitlich. Häufig wird der Terminus Amoebic Gill Disease (AGD) verwendet, es existiert für diese Erkrankung auch die Bezeichnung Nodular Gill Disease (NGD).

 

Die AGD findet Ihre Wurzeln in der Lachszucht in Tasmanien, Australien und wird insbesondere verursacht durch die Amöbenart Neoparamoeba pemaquidensis. Die NGD könnte man ggf. als Süßwasser-Variante zur Amoebic Gill Disease anführen. Ein wichtiger Unterschied besteht jedoch darin, dass die NGD nicht mit einer einzelnen Amöbenart assoziiert werden kann. So konnten bisher Amöben der Gattungen Acanthamoeba, Hartmannella, Protacanthamoeba, Vannella sowie Naegleria mit der NGD in Verbindung gebracht werden.

 

Amöben sind einzellige Organismen und in der Umwelt fast überall zu finden. Im wässrigen Milieu treten sie als Trophozoiten auf und zeichnen sich dadurch aus, dass Sie keine feste Zellwand besitzen. Sie ernähren sich von organischem Material und Bakterien, welches sie umfließen.



Aufnahme Dr. F. Wortberg: Akute unbehandelte NGD mit typischer keulenförmiger Verdickung der Kiemenlamellen bei einer Regenbogenforelle
Aufnahme: Dr. F. Wortberg: Subakute NGD, vorbehandelt

Bei ungünstigen Lebensbedingungen können sie Dauerstadien (Zysten) bilden. Die meisten Amöben sind harmlos, eine ganze Reihe von Amöben sind allerdings als schwerwiegende Krankheitserreger bei Mensch und Tier bekannt.



Bei der mikroskopischen Untersuchung von Abstrichen bei Fischen finden sich regelmäßig einzelne Amöben auf der Haut, den Kiemen oder auch im Darm. Diese müssen nicht unbedingt mit einer obligaten Erkrankung in Verbindung gebracht werden. Möglicherweise stellen diese einzelnen Amöben aber ein Reservoir für die NGD dar. Bei der NGD handelt es sich sicherlich um eine Faktorenkrankheit, die vermutlich durch vorangegangene chronisch-subklinische Kiemenschädigungen bedingt wird. Diese Schädigungen können durch mechanische oder chemische Reizungen und bakterielle Infektionen der Kiemen erfolgt sein. Möglicherweise haben gewisse Amöbenarten sich dahingehend entwickelt, dass Sie das organische Material der entzündeten Kiemen als „Nahrungsangebot“ zu nutzen gelernt haben und sich unter gewissen Bedingungen dann massiv vermehren können. Zudem scheinen niedrige Wassertemperaturen Einfluss auf den Verlauf zu haben. Aus eigener Erfahrung scheint die NGD bei Wassertemperatur über 14° C zu stagnieren – vergleichbare Phänomene kennt man bei viralen Fischkrankheiten. 

 

 

Literatur:

Dyková I., Kostka M., Wortberg F., Nardy E., Pecková H. (2010). New data on aetiology of nodular gill disease in rainbow trout, Oncorhynchus mykiss.Folia Parasitologica (Praha) Sep;57 (3) 157-163.